IGNORISMus
Ich freue mich über Idioten.
Denn wenn ich mich nicht freue,
bleiben es trotzdem Idioten
(Frei nach Karl Valentin)
IGNORISMus ist der komplementäre Begriff zum Denialismus. Letzterer wird, kurz zusammen gefasst, als das pseudo-rationale Bestreiten wissenschaftlicher, empirischer Erkenntnisse definiert.
Im Gegensatz zum aktiv handelnden Denialismus, verhält sich der IGNORISMus passiv.
Bestreitet der Denialismus laut Definition wissenschaftliche Erkenntnisse, so kommt der IGNORISMus auch und vor allem in den Wissenschaften vor.
Die „scientific community“ ignoriert hier zum Beispiel alles außerhalb der von ihr selbst gesetzten Grenzen. Oder ignoriert die den eigenen Ergebnissen widersprechenden, anstatt genau nach diesen zu suchen.
So werden aus „scientific communities“, die als notwendige Fiktion einen großen Teil möglicher Informationen ausblenden (Informationsreduktion), die dogmatischen „communities of ignorance“.
Mythen und Dogmen werden nicht aufgelöst, sondern aktiv und in nahezu beliebiger Menge neu erzeugt. Und das vor allem, wenn neue technische Möglichkeiten, wie z.B. die fMRT, entwickelt werden.
Als Beispiel zu nennen wären hier u.a. die Behavioristen, und aktuell die ganzen Neuro-… Richtungen, seien diese Neuro-Ökonomie, Neuro-Psychoanalyse etc. (siehe hierzu u.a. das Buch von Felix Hasler „Neuromythologie“).
Es wird der bereits von Jaan Valsiner beschriebene „pseudo-empiricism“ (pseudo-empirical) praktiziert – und dogmatisch vertreten.
Der Ignorismus findet sich vor allem in der Psychologie US-amerikanischer Provenienz, da die Amerikaner bei ihrer Staatsgründung nicht nur die Unabhängigkeit von den politischen, sondern zugleich von den kulturellen und damit auch wissenschaftlichen europäischen Wurzeln erklärt haben..
Wenn Valsiner und Toomela – zurecht – die fehlende Wahrnehmung und Berücksichtigung der Psychologie vor dem WK II beklagen, dann hat dies in dem sehr starken US-amerikanischen Einfluss seinen Ursprung.
So erfinden die US-amerikanischen Psychologen und deren internationale Anhänger die Psychologie wie das sprichwörtliche Rad immer wieder neu, und ignorieren die Ergebnisse der Vorgänger. Vor allem, wenn diese nicht genehm sind, wie z.B.die von Bowlby und Ainsworth, sowie von Spiro.
Die ganze Gender-Forschung und Gender-Diskussionen hätten sich in weiten Teilen erübrigt, würde man die klassische Studie von Spiro nicht einfach ignorieren.
So kommt es zu einer Pipi-Langstrumpf-Psychologie – „Ich erkläre die Welt, so wie es mir gefällt.“.
Nicht nur die Autismus-„Forschung“ der letzten 5 Jahrzehnte litt und leidet unter Ignorismus (der Kombination aus „Wissen können“, aber „Nicht wissen wollen“), es sind die Geistes-„Wissenschaften“ insgesamt.
Selbst wenn man die in der REdition Schmidt zur Verfügung gestellten Auszüge nur überfliegt, so wird deutlich, wieviel Wissen schon vorhanden war/ist, und seit Jahrzehnten geflissentlich ignoriert wird.